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Zurück zum ersten Teil des Törnberichts

Nachfolgend der zweite Teil von meinem Segeltörn im toskanischen Archipel.

Montag, den 12.06.00

Um halb Zehn bin ich ich bei Flaute und flacher See ausgelaufen, um nicht zu spät nach Elba zu kommen. Nach 1,5h und 7 sm unter Motor konnte ich die restlichen 26 sm nach Elba bei 2-4 Bf unter Genua und Groß segeln. Um halb sechs Abends habe ich dann (mal wieder) in Marciana Marina festgemacht. Im Hafen habe ich wieder nette Bekanntschaften gemacht und andere Segler erneut getroffen. Auffällig im Hafen war diesmal eine große, dunkel gestrichene Stahlyacht aus Papete, mit der eine ganze Familie unterwegs war. Das Boot hat recht rustikal  ausgesehen, z.B. war der Niedergang mit Vorhängeschloß und Kette abgeschloßen ...

Bastia habe ich morgens bei Flaute verlassen - aber Mittags kommt dann doch Wind auf

Dienstag, den 13.06.00

Bei 5-6 Bf am Wind nach Portoferraio gesegelt. Kurz in den Stadthafen geschaut: Aha, hier ist alles leer, also kostets immer noch Liegegebühr. Wenn man den Stadthafen vorher gekannt hat, dann war der jetzt leere Hafen ein fast gespenstischer Anblick.
In der Bucht von Portoferraio habe ich dann noch einige Bekannte besucht. Dabei habe ich mich mit der Biggi jeweils hinten angehängt oder bin längsseits gegangen und dann übergestiegen. Mit einem kleinen Boot kann man dabei fast wie mit einem Dinghi anlegen. Über Nacht habe ich dann in der Bucht geankert.

Mittwoch, den 14.06.00

Morgens habe ich zum Einkaufen kurz im Stadthafen festgemacht. Abgelegt habe ich dann unter Segeln, was in dem leeren Hafen kein Problem ist. Danach bin ich bei maximal 2 Bf nach Cavo gesegelt. Für die 8 sm habe ich volle 5 Stunden gebraucht - ohne Autopilot hätte ich sicher bald den Motor gestartet.

Donnerstag, den 15.06.00

Eigentlich wollte ich mir auf dem Weg nach Porto Azzuro noch Rio Marina kurz anschauen. Im Hafen waren jedoch die Schwimmstege gebrochen und abgerissen. Und bei dem starken Schwell im Hafen wollte ich nicht an der hohen Mauer anlegen. Also bin ich nach einigen Hafenrunden nach Porto Azzuro weitergesegelt.
Beim Reinkreuzen gegen sehr starke Fallwinde unter Groß und Fock habe ich es dann geschafft, das 29 Jahre alte Großsegel kaputt zu machen. Es ist über einer Lattentasche auf 40 cm Länge gerissen, die Segellatte ging dabei gleich auch noch verloren. Vielleicht war mein Ehrgeiz, gegen die Fallböen anzukreuzen doch zu groß. Alle anderen haben die Segel geborgen und sind mit dem Motor in die Bucht gefahren...
In Porto Azzuro war der Hafen eigentlich voll, ich habe aber am Stadtkai doch noch einen Platz unter Buganker und Heckleinen ergattert. Anschließend habe ich einen Segelmacher gesucht und nicht gefunden. In Portoferraio hätte es gleich zwei Segelmacher gegeben. Ich hatte aber keine Lust wieder zurück, gegen den Wind nach Portoferraio zu motoren oder mir dafür einen Roller zu mieten. Nach längerem Nachhaken hat man mir dann den Namen "Sokrate" genannt, der das wohl auch reparieren könne. Ein Mann von der Bootsvermietung hat den Mann dann für mich angerufen und ihm das Problem geschildert. "Sokrate" kam dann aus Capoliveri zu mir und machte mir klar, daß er keine Zick-Zack-Nähte nähen kann, weil er normalerweise Polster repariert. Die Reparatur des Segels sei aber möglich. Nach 2 Stunden kam er dann mit dem reparierten Segel wieder. Auf beiden Seiten hatte er Polsterstoff aufgenäht. Als Ersatz für die Segellatte hatte er eine Sperrholzleiste eingesetzt. Der Segeltörn konnte also am nächsten Tag fortgesetzt werden.

Freitag, den 16.06.00

Mittlerweile habe ich ne UKW-Handfunke und kann laufend den Wetterbericht auf Kanal 68 hören: NW4 ruhige See - also gutes Wetter für die Überfahrt nach Giglio. Gestartet bin ich um kurz vor zehn bei achterlichem Wind mit 4-5 Windstärken und 0,5m See. Zwei Stunden später hat der Wind dann auf 5-6 Bf zugelegt und 1m hohe Wellen produziert. Drei Stunden später haben die ersten Wellen bereits 2m Höhe, was der Biggi sichtlich Freude bereitet. Im Surf die Wellen herunter zeigt das GPS zum ersten Mal 10 Knoten an, es ist ein toller Ritt. Der Autopilot hat unter diesen Bedingungen Probleme den Kurs exakt zu halten und fährt Schlangenlinien. Da aber keine Gefahr des Querschlagens besteht und eine Schlangenlinie mit +-30 Grad auch zum Ziel führt, verzichte ich auf stundenlanges Rudergehen und lasse ihn weiter steuern.
Auf größeren Booten hatte ich zwar schon öfters 3m hohe Wellen, aber in einen so kleinen Boot sind 2m hohe Welle schon beeindruckend. Da die Wellen aber lang sind und von hinten kommen, werde ich nicht mal nass. In der Bucht vor dem Hafen von Giglio ist das Wasser dann glatt genug, um in den Hafen zu motoren und dort zwischen zwei Fischerbooten mit Buganker & Heckleinen festzumachen.
Am nächsten Tag habe ich mir dann ein Mofa geliehen und die Insel angesehen. Auf dem Gipfel mit sehr guter Aussicht liegt die Ortschaft Castello, die auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Die alte Stadt mit ihren sehr engen Gassen ist sehenswert.
Auf der Suche nach einer Möglichkeit zum Baden mußte ich feststellen, daß zu den allermeisten Buchten keine Straßen oder Wege führen, oft sind die Grundstücke privat. Zugang ist meist nur vom Wasser aus möglich.
Abends hat dann der Wind auf Nordost gedreht und die Boote im total überfüllten Hafen tanzen lassen. Viele Boote lagen mit Buganker noch in der dritten Reihe. Mehrere Masten sind zusammengestoßen, viele Anker haben angefangen zu rutschen - jeder war mit seinem Boot beschäftigt. Mein recht großer Plattenanker mit 7,5m 8mm-Kette und dem Zweitanker als Reitgewicht hat jedoch gehalten, so daß ich lediglich zusätzliche Festmacher angebracht habe und die Länge der Festmacher der Fischerboote neben mir etwas geändert habe. Glücklicherweise ließ der leichte Sturm gegen Mitternacht nach, da die Gischt teilweise schon über die Hafenmauer kam. Die schlechteste Idee war jedoch, in der Bucht nördlich des Hafens zu ankern. Alle Boote dort lagen jetzt auf Legerwall und mußten Ankerauf-gehen. Ich konnte erst gegen 01.00h an Schlaf denken, um 05.00h lief dann das Fischerboot neben mir aus...

Surfen macht Spaß - man beachte die Bugwelle.
Die Fock ist mit dem Bootshaken ausgebaumt.

Ob das geflickte Großsegel hält?

Biggi liegt im Hafen von Giglio zwischen zwei Fischerbooten (zweites Boot von rechts).
Das Bild wurde Samstagmittag aufgenommen - am Abend war der Hafen dann voll.

Giglio, die Fähre "Giglio" fährt gerade in den Hafen ein

Castello auf der Insel Giglio

Der Blick aus dem Hafen von Giglio sagt wohl mehr als der Wetterbericht...

Sonntag, den 18.06.00

Zur Insel Giannutri in die Bucht Cala Maestrale gefahren und dort mit Buganker und Landleine festgemacht. Dies ist eine sehr kleine und schöne Bucht, die aber nach NW offen ist. Da der Wetterbericht Nordostwind vorhergesagt hat, sollte es eigentlich dort keine Probleme geben, das Boot liegt sehr ruhig. Nach 3 Stunden habe ich aber mal wieder feststellen müssen, daß der Wetterbericht nicht immer recht hat, da der Wind jetzt aus Nordwest kam und bereits Wellen in die Bucht laufen. Schnell ist der Entschluß gefaßt, in die Bucht Cala Spalmatoi auf der anderen Seite der Insel zu fahren. Beim Auslaufen unter Motor gegen Wind und Welle, was mit dem Außenborder nicht einfach ist, mußte ich dann noch feststellen, daß sich das Beiboot (ein einfaches 265cm langes, geliehenes  Badeboot) im Schlepp festsaugt und nicht ziehen läßt. Bisher hatte ich das Boot nie geschleppt. Der Zug an der Schleppleine war so groß, daß es nur sehr schwer möglich war, das Schlauchboot quer ins Cockpit zu laden, um dort die Luft herauszulassen. Anhalten konnte ich bei der Fahrt aus der Bucht auch nicht, da ich in Legerwall war. Nachdem das Problem gelöst war, bin ich dann um die Insel gesegelt.
In der schmalen Bucht Cala Spalmatoi wollte ich zuerst ankern, weil man den Grund sehr gut sieht (sehr klares Wasser). Allerdings fiel der Anker dann 8m tief, was man wegen des sehr klaren Wassers nicht vermutet. Ich habe es dann vorgezogen, die vorhandenen Bojen zu verwenden, die dort für kleinere Boote ausgelegt sind. Giannutri ist eine sehr schöne Insel, die zu Recht zum Großteil unter Naturschutz steht. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Biggi in der Bucht Cala Maestrale - nur der Anblick des Motorboots stört noch die Idylle

Biggi in der Bucht Cala Spalmatoi, Giannutri

Montag, den 19.06.00

Bei wenig Wind unter Blister nach Porto San Stefano gesegelt. Am vorherige Wochenende war in Porto San Stefano ein Treffen/Regatta von alten 8m-R-Yachten. Deshalb war der Hafen sehr voll und teilweise reserviert. Einige wunderschöne alte Yachten waren noch da, auch größere Boote (12m-R-Yachten?). Ich hatte jetzt das Problem, keinen regulären Liegeplatz zu bekommen. An der Tankstelle konnte ich dann jedoch (kostenlos) liegen, mußte allerdings um 07.30h bereits wieder weg. Der Ort selbst hat wohl außer sehr schönen Booten im Hafen nicht sehr viel zu bieten. Die Liegegebühren sollen sehr hoch sein.

Mit dem Blister um das Cap nach Porto San Stefano - Bilderbuchsegeln

Dienstag, den 20.06.00

Eigentlich hatte ich geplant nach Talamone oder in den Kanalhafen Marina di Grosseto, der nur für Boote bis 1m Tiefgang geeignet ist, zu fahren. Nachdem ich aber schon um halb sieben morgens den Platz an der Tankstelle geräumt habe, bin ich bei zuerst wenig Wind unter Motor, später bei 2-3 Bf unter Blister direkt zurück nach Castiglione della Pescaia gefahren.
Auto und Trailer waren (natürlich) noch da. Abends habe ich dann noch den Mast gelegt und die Biggi nach 3 Wochen wieder aufgeladen. Diesmal konnte ich für 100.000 Lire außerhalb der Werft kranen. Übernachtet habe ich dann in der aufgeladenen Biggi.
Am nächsten Tag bin ich dann wieder zurück an den Bodensee gefahren, 750 km in 11 Stunden ohne Probleme.
Am Freitag konnte ich die Biggi bereits wieder im Bodensee segeln.

Porto San Stefano im Kielwasser - die letzte Etappe auf dem Wasser

Unter Vollzeug zurück, vorne nähert sich Castiglione della Pescaia

Biggi wird abgetakelt und wartet auf das Herauskranen.
Im Hintergrund Castiglione della Pescaia.

Resümee:

Die wichtigsten Dinge waren wohl der Autopilot, der problemloses Einhandsegeln ermöglicht und lange Etappen angenehmer macht, sowie das Sonnensegel, das man im Mittelmeer einfach braucht.
Ein guter Anker mit ausreichend Kette (bei mir 7,5m 8mm-Kette mit dem Zweitanker als zusätzlichem Reitgewicht) ist auch sehr wichtig, da in fast jedem Hafen geankert wird, in Buchten sowieso.
Der Blister hat sich bei diesem Törn als echtes Schwachwindsegel erwiesen, das Segeln auch bei 1-2 Windstärken noch ermöglicht (von den 302sm wurden 205sm gesegelt).
Für die Zeit, die ich alleine auf dem Boot war, hatte ich (Sicherheitshalber) einiges zum Lesen dabei. Es wurde aber nie langweilig, da man überall nette Leute trifft und Kontakt findet. Oft bin ich auch spontan zum Essen eingeladen worden, nachdem klar war, daß ich alleine unterwegs war.
Es war schade, daß die Zeit nicht mehr für das Maddalena-Archipel gereicht hat - das wird vielleicht nächstes Jahr nachgeholt... schaumermal

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